
Thomas Herbert im Interview zur Liga-Reform: „Die KAS Eupen befürwortet das jetzt beschlossene System schon seit Jahren“
Am 27. Februar hat die Pro League die seit Monaten erwartete Reform der beiden Profi-Ligen des Landes beschlossen. Demnach werden mit Beginn der Saison 2026-2027 wieder 18 Clubs die Meisterschaft in der Pro League bestreiten und den Landesmeister sowie die beiden Absteiger ohne Play-Offs und Play-Downs in 34 Begegnungen mit Hin- und Rückspielen ermitteln. In der Challenger Pro League werden 14, 15 oder 16 Clubs am Start sein, darunter mindestens vier U23-Mannschaften von Vereinen der 1. Division.
Für die KAS Eupen haben Finanzdirektor Thomas Herbert und CQ Johannes Queck an der Abstimmung der Pro League teilgenommen. In einem Interview geht Thomas Herbert noch einmal auf die beschlossene Reform und den Standpunkt der KAS Eupen ein.In Belgien ändert sich das Format des professionellen Fußballs alle paar Jahre. Wie steht die KAS Eupen dazu?
Unsere Position dazu ist fest: Wir glauben, dass die Änderung des Formats und die gefühlt ständige Diskussion darum die Fans eher nervt. Das Format sollte einfach und schnell verständlich sein. Das ist einer der Gründe, warum Fußball so erfolgreich ist.
Trotzdem hat die KAS Eupen nun für eine Formatänderung gestimmt?
Seit Jahren werben wir für das jetzt beschlossene Format. Diese Position haben wir auch immer bei den vorherigen Diskussionen beständig, vielleicht am beständigsten von allen Clubs, vertreten. 18 Clubs in einer Liga mit Hin- und Rückspiel, ohne Play-Offs und Play-Downs, das ist einfach, ein allen Fans bekanntes System und am fairsten. Alle Entscheidungen fallen nach 34 Spielen und sind das Ergebnis einer ganzen Saison und nicht das Resultat einer Endrunde von wenigen Wochen. Zudem hoffen wir, dass dieses System nun dauerhaft hält. Eine Rückkehr zu Play-Offs wird nach unserer Einschätzung eher schwieriger.
Warum gab es nun eine Mehrheit für ein System, das schon des Öfteren und zuletzt auch schon längere Zeit zur Debatte stand?
Ausgangspunkt waren die zwei zusätzlichen Spieltage, die in den europäischen Wettbewerben eingeführt worden sind. Die international teilnehmenden Clubs drängten auf eine Reduzierung der Spieltage national. Davon ausgehend, dass die Erfolge der belgischen Clubs immer größer werden, könnten sehr gut noch weitere Spiele hinzukommen. Es gab ja verschiedene Modelle und wir fanden, dass ein Modell wie im Europapokal, bei dem man nicht mehr alle Clubs zu Hause zu Gast hat, kein faires System ist, denn die Platzierung hängt dann auch und zu sehr vom Losglück ab. Und es ist wieder unübersichtlich. Einem System mit 14 Clubs und Play-Offs konnten alle „kleineren“ Clubs nicht zustimmen, zumal die Play-Offs 2 in der Vergangenheit regelmäßig abgeändert wurden und für die Zuschauer nicht spannend sind. Somit war es am Ende logisch, zu der jetzigen Lösung einer ersten Liga mit 18 Clubs zu kommen.
Wie geht es für die Challenger Pro League weiter?
Das steht noch nicht ganz fest, da das Modell noch von den Flügeln des frankophonen Verbandes ACFF und des flämischen Verbandes VA bestätigt werden muss. Das müssen wir abwarten und da sollte man auch nicht zu sehr vorgreifen. Aber es ist klar, dass es ein Übergangsjahr geben wird.
Aber es soll die Änderung geben, dass Genk diese Saison nicht absteigen kann?
Wir waren dagegen, in den laufenden Wettbewerb einzugreifen. Mögliche Rechtsstreitigkeiten sollten aus unserer Sicht vermieden werden. Aber es gab eine Mehrheit dafür, das müssen wir respektieren. Insgesamt kann ich aber verstehen, dass 4 Clubs aus der Jupiler Pro League mit ihren zweiten Mannschaften in der Challenger Pro League jede Saison fest an den Start gehen sollen. Diese können nur absteigen, wenn die zweite Mannschaft eines anderen Erstligisten in die Challenger Pro League aufsteigt. Ein Abstieg ist also nicht ausgeschlossen. Aber das hat auch einen finanziellen Aspekt, da die Zweitvertretungen ein Startgeld zahlen, das den anderen Clubs der Challenger Pro League zufließt.
Also hatte die Wahl auch einen finanziellen Aspekt?
Ja, denn es ist auch über die neue Verteilung der Fernsehgelder abgestimmt worden. Und obwohl es insgesamt geringere Fernseheinnahmen geben wird, ist es den Clubs der Challenger Pro League gelungen, in den nächsten 5 Jahren mehr Geld aus dem Fernsehtopf zu erhalten. Gleichzeitig wird aber der Zuschauerzuspruch in den nächsten Jahren bei der Verteilung der Fernsehgelder eine viel höhere Bedeutung haben als bisher. Die Zuschauer werden dadurch mehr Einfluss auf die Einnahmen der Clubs bekommen. Je mehr Zuschauer den Club verfolgen, desto mehr Geld erhält der Club und kann dies in weiteren sportlichen Erfolg, in Jugend- und Frauenfußball und nicht zuletzt in soziales Engagement investieren.